Ein schwedisch-japanisches Pärchen fertigt in einem kleinen Atelier im Wald Hüte. Die haben es mittlerweile bis auf die Pariser Fashionweek und auf Lady Gagas Kopf geschafft. Wir waren zu Besuch bei Horisaki.
Irgendwo in den schwedischen Wäldern steht ein kleines Häuschen. Was klingt, wie der Anfang eines Romans, ist wirklich wahr: Mitten im schönsten Småland, wo es kaum bilderbuchmäßiger sein könnte, steht tatsächlich dieses eine Häuschen. Ein wenig windschief, der Anstrich blättert schon von der Fassade. Drinnen ist es dunkel, eine große Holzwerkbank nimmt fast den ganzen Raum ein, wenn man durch die Türe tritt.
Er kommt aus Japan, sie aus Schweden
Karin und Makoto Horisaki empfangen ihre Besucher persönlich. Die beiden sind ein Paar und haben sich hier eine gemeinsame Werkstatt eingerichtet. Hier entwerfen und fertigen sie ihre Hüte. Während draußen ein paar Schneereste im kalten schwedischen Wind glitzern, ist es innen geschäftig warm. Ein wenig sieht es aus, wie in der rumpeligen Werkstatt von Michel aus Lönneberga: Überall liegen Stoffbahnen, an den Wänden stapeln sich Hutberge in kleinen und großen Fächern: in grau, schwarz, beige, in anderen Regalen reihen sich Holzköpfe, Stoffbänder und Werkzeuge an den Wänden. Das Haus ist verwinkelt, es gibt ein Lager, mehrere kleine Werkstatträume, eine Miniküche, ein Ladengeschäft. Etwa 2000 Hüte stellen die beiden pro Jahr her.
„Wir sind keine Designer, sondern Hutmacher“
„Wir sind keine Designer, sondern Hutmacher“, stellen sie erst einmal klar. Das wichtigste sei die Qualität der Materialien, erklären sie und rollen verschiedene Stoffe auf der Holzwerkbank aus. Auf der ganzen Welt gehen sie auf die Suche nach den Materialien, die ihre Hüte zu dem machen, was sie sind. In Kanada und Tschechien wurden sie schon fündig und beziehen seitdem einen Großteil der Materialien von Stoff- und Ledermanufakturen dort. Das Leder stammt von Biber oder Kaninchen, die Strohhüte sind handgewebt, von einem schwedischen Händler bekommen sie über hundert Jahre alte Textilien. Und Wollfilz sei ein perfektes Lederimitat, erklären die beiden. Makoto hat dazu eine spezielle Technik entwickelt, indem er das Material mit einem Bunsenbrenner bearbeitet und so eine besonders geschmeidige, widerstandfähige Oberfläche schafft.
Hut-Design für jeden Tag
Auch wenn die Materialien hochwertig sind, wollen die beiden Hüte für den Alltag machen. Makoto nimmt einen der Hüte vor sich in die Hand und knüllt ihn zusammen. „Man kann sie knautschen und so auch mal in die Handtasche stecken“, erklärt er. Damit sie bei jedem Wetter getragen werden können und auch im schwedischen Winter nicht zuhause bleiben müssen, statten sie viele Hüte mit einem Randgummi aus, mit dem man den Hut im Winter über die Ohren ziehen kann. „Wir möchten, dass der Hut etwas praktisches bleibt: Er soll warm halten, gegen Sonne schützen und nicht nur ein Accessoire sein“, erklärt Karin. Echte Handarbeit hat auch ihren Preis: zwischen 400 und 800 Euro kostet ein echtes Horisaki-Exemplar. Mittlerweile gibt es elf Kollektionen und jede Kollektion besteht aus mindestens zehn verschiedenen Styles.
Nicht einsam in der Einsamkeit
2010 trafen sich die beiden in Stockholm. Müde vom Trubel der Stadt zogen sie drei Jahre später hier nach Småland in die Einsamkeit. „Wir sind glücklich hier draußen“, erzählen sie. „Hier hat man seine Ruhe und das Leben ist viel günstiger.“ Trotzdem sitzen sie nicht die ganze Zeit alleine in ihrer Werkstatt herum: Sie beschäftigen zwei weitere Hutmacher, reisen viermal im Jahr zur Pariser Fashionweek und ab und zu empfangen sie auch Kunden direkt in ihrem Atelierhaus. Beispielsweise die Stylistin von Lady Gaga. Karin und Makoto ziehen ein Bild hervor, darauf ist Lady Gaga mit einem ihrer Hüte zu sehen. Sie habe aber nicht nur den einen bestellt, verraten sie, sondern ganze 14 Stück – vom gleichen Style, aber in unterschiedlichen Farbtönen.
Fotos: Hejsson, Tina Stafrén