Die Skandinavier gehen auch im Winter draußen baden, aber es muss nicht immer das Eisloch sein: Kaltbaden macht uns jetzt fit und glücklich – und ist ziemlich coronatauglich.
Jeder kennt die Bilder von mutigen Skandinaviern, die selbst bei zweistelligen Minusgraden gemütlich die Klamotten am Ufer ausziehen und durchs selbstgehackte Eisloch ins Wasser steigen. Darin mal mehr, mal weniger lange ausharren und das Ganze dann auch noch gut finden – und es am nächsten Tag gleich wieder machen.
Wo anderen Menschen schon alleine beim Zuschauen der Atem stockt und das Blut in den Adern gefriert, bleiben viele Skandinavier gelassen. Eisbaden gehört einfach dazu. Allerdings braucht es dazu auch Eis. Und nicht überall in Skandinavien wird es kalt genug, dass Seen, geschweige denn das Meer, zufrieren. Auf das Winterbaden wollen die Südschweden aber dennoch nicht verzichten und schwören daher auf das Kaltbaden: der Sprung ins wenige Grad kalte Wasser. Der Vorteil: Man muss nicht vorher ein Loch ins Eis schlagen – eisigkalt ist es trotzdem.
Man kennt die Bilder von Skandinaviern, die selbst bei zweistelligen Minusgraden gemütlich die Klamotten am Ufer ausziehen und durchs selbstgehackte Eisloch ins Wasser steigen.
Im südlichsten Teil von Schweden, in Skåne, gehört das Kaltbaden für viele Menschen zum Winter, wie Weihnachten. Sie springen von Stegen in die Seen, gehen direkt vom Strand aus in die kalten Meereswogen oder pilgern mit Mütze, Schlappen und Bademantel zu den Kaltbadehäusern. Das Eintauchen in das kalte Wasser gilt als besonders gesund. Geübte Kaltbadegänger wagen direkt den Sprung ins eiskalte Nass, Anfänger wärmen sich vorher besser in der Sauna auf.
Wenn das Thermometer in Richtung Null sink, fällt in der südschwedischen Provinz der Startschuss für die Winterbadesaison.
Schon die Wikinger schworen auf die positive Wirkung des eisigen Wassers auf Körper, Geist und Seele. Neu entdeckt wurden die gesundheitsfördernden Wechselbäder im späten 19. Jahrhundert im Nordwesten der Provinz Skåne. Schon damals wurde das Dorf Mölle europaweit bekannt, weil hier Frauen und Männer in schicker gestreifter Badekleidung erstmals gemeinsam baden gingen. Das wiederum zog Touristen aus ganz Europa an und verwandelte Mölle in eine Art Biarritz des Nordens. Das Kaltbaden gilt bis heute als prima Mittel gegen den Winterblues, denn bei Wassertemperaturen um 0 Grad werden Adrenalin und Endorphin, die den Organismus stimulieren, freigesetzt. Das verbessert den Schlaf und die Laune und wirkt nachhaltig gegen Stress.
Schon die Wikinger schworen auf die positive Wirkung des eisigen Wassers auf Körper, Geist und Seele.
Einfach in Seen, Flüsse oder das Meer zu steigen, ist in jedem Fall ziemlich coronatauglich. Wer sich nicht auf eigene Faust in das kalte Nass wagen will, der besucht einfach eines der zahlreichen Kaltbadehäuser (wenn diese coronamäßig geöffnet haben dürfen). Der Küstenort Helsingborg hat gleich drei berühmte Badehäusern Råå, Kallis und Pålsjöbaden und gilt als Mekka des Kaltbadens, mit einer 150 Jahre alten Tradition. Die Kaltbadehäuser haben übrigens nicht nur im Winter, sondern auch im Sommer offen. Aber auch das Skansen in Båstad mit Kaltbad und neuem, 600 Quadratmeter großen Rooftop Spa, ist unbedingt einen Besuch wert. In Malmö wartet das historische Ribersborg Kallbadhus mit Blick auf das Malmöer Wahrzeichen Turning Torso auf die mutigen Schwimmer und in Skanör kann man im neu eröffneten Kallbadet in einer futuristischen Holzkonstruktion das kalte Nass genießen.
Alles was man braucht: Wollmütze und Mut!
Die beste Tageszeit fürs Kaltbaden ist übrigens der Morgen, weil der Organismus dann besonders empfänglich für die positiven Effekte des Kaltbadens ist. Der Ablauf beginnt – für Anfänger – mit einem Saunabesuch, um sich vor dem Sprung ins kalte Wasser aufzuwärmen. Wasser trinken nicht vergessen! Dann Mütze auf und Badeschlappen an und los geht`s Richtund Wasser. Mia, die Leiterin von Kallis und Pålsjöbadet in Helsingborg, empfiehlt eine gewalkten Wollmütze – das Material schützt gleichzeitig vor Hitze und Kälte. Sie badet selbst seit fünf Jahren jeden Tag im Meer und sei seitdem nie krank gewesen. Vor dem Eintauchen am besten tief Luft holen und den Kopf nicht eintauchen. Ein paar Minuten sind übrigens ausreichend, um die gewünschte, stimmungsaufhellende und erfrischende Wirkung zu erzielen.
Mehr Infos zu den Badehäusern gibt es auch auf Visit Skåne.
Fotos: Lisa Wikstrand