Alltag in einem alten Häuschen in Småland

Viele träumen von einem kleinen Schwedenhaus. Sylvia hat ihn sich erfüllt. Gemeinsam mit ihrem Mann lebt sie seit 2004 in Småland und sie hat uns erzählt, wie das Leben so ist, in einem alten, kleinen Schwedenhaus, dass man erstmal renovieren muss.

Diese kleinen roten und gelben Schwedenhäuser – viele träumen von einem Leben in Schweden. Sylvia und ihr holländischer Freund Michel haben sich diesen Traum erfüllt und leben mit vier Hunden, zwei Katzen, Hühnern und Laufenten in Småland, in einer kleinen Bauernschaft in der Nähe von Vetlanda. Ihr Häuschen hat nur rund 80 Quadratmeter, aber mehr brauchen sie nicht, um glücklich zu sein.

Bevor Sylvia und Michel nach Schweden auswanderten, lebten beide gemeinsam in Holland, dort hätten sich der Musiker und die Theaterschneiderin kein Haus mit Garten leisten können, sagen sie. Jeden Urlaub verbrachten sie in Schweden und fingen an, zu träumen. „Häuser gucken war immer unser Urlaubshighlight. Allerdings hatten wir niemals damit gerechnet, wirklich etwas kaufen zu können,“ erzählt Sylvia. Bis sie ihr Häuschen fanden. „Die Verkäufer mochten uns einfach und haben uns das Haus für einen sehr kleinen Preis gegeben.“ Das war 2001 und sie schlugen zu. Eigentlich sollte es nur ein Sommerhaus für später sein, so wie auch viele Schweden die kleinen Sommerhäuschen für die langen Sommer nutzen. Aber Sylvia und Michel haben es nicht bis später ausgehalten. „Ich wollte schon immer auf dem Land wohnen, bin da geboren und hatte nach fast zehn Jahren Stadt wirklich das Bedürfnis nach Ruhe und Geborgenheit. Und Lust auf Abenteuer. In Holland hätten wir wahrscheinlich einfach immer so weitergemacht. Das wollte ich nicht mehr. Ich brauchte Veränderung,“ erinnert sich Sylvia.

Ein blühender Garten rankt um Sylvias Schwedenhaus

Hejsson: Als Ihr in Euer Schwedenhäuschen eingezogen seid, musstet Ihr erstmal ordentlich renovieren, oder?

Sylvia: „Ohja, die Liste von dem, was mir machen mussten, ist lang. Wir haben den Dachboden ausgebaut und uns dort ein kleines, total gemütliches Schlafzimmer eingerichtet. Wir haben die alten Holzfußböden unter vielen Lagen „Plastmatta” (Plastikteppich) wieder zu neuem Leben erweckt. Wir mussten ein neues Abwassersystem anlegen und sind jetzt stolze Besitzer einer eigenen Minikläranlage. Wir haben eine überdachte Terrasse angebaut, den Garten wachgeküsst, einen Gemüsegarten angelegt, einen Carport und einen Holzschuppen gebaut. Ein großes Hühnergehege haben wir auch angelegt. Wir haben tapeziert, Möbel gestrichen, Sofas neu bezogen und den ganzen Garten eingezäunt. Unser Haus war weiß, aber wir haben es sonnenblumengelb gestrichen. Und dann gab es natürlich ein neues Dach und neue Schornsteine. Auch die Kamine waren lange ein Problem. Zwei Mal hatten wir einen Kaminbrand. Schließlich mussten wir Rohre einziehen und haben im Zuge dessen auch gleich neue Öfen angeschafft. Einen neuen Küchenofen und einen Kamineinsatz für das Wohnzimmer.“

Wer mitten in der Natur lebt, der erlebt den Wechsel der Jahreszeiten unmittelbar mit

Was ist das Beste an Eurem Schwedenhäuschen?

„Das wir hier wirklich unser eigenes Stückchen Erde gefunden haben. Es hat sich sofort nach Zuhause angefühlt. Ich hatte plötzlich das Leben, von dem ich immer geträumt habe. Das Gefühl, angekommen zu sein. Das hätte aber auch irgendwo anders sein können. Schweden ist nicht das gelobte Land, auch wenn viele Leute das gerne denken möchten. Was es wirklich bedeutet, hier in Schweden zu leben und was einem hier alles so passiert, das beschreibe ich auch in meinen Büchern „Geschichten aus Schlampenacker“.“

Seit 2004 leben Sylvia und Michel in ihrem Schwedenhäuschen – das meisten haben sie selbst renoviert

Wie ist denn das Leben in Schweden, was ist das Besondere?

„Die Natur und dass wir hier viel mehr zu uns selbst gefunden haben. Wir sind freier, können uns mehr entfalten und mit relativ wenig Geld viel machen. Ich mag es sehr, dass wir hier alle vier Jahreszeiten haben. Ich mag sie alle. Es ist schön, dass das Leben im Winter hier ganz anders ist als im Sommer. Aber auch der blaue Schwedenhimmel mit Schäfchenwolken, einsame Seen, Heidekraut, der Duft von Wald. Das ist das gute typische Schweden.“

Das Gästehaus, die „Gäststuga“ strahlt in Schwedenrot

Wie ist der Alltag in einem alten Häuschen mitten in Småland?

„Ganz unterschiedlich, je nach Jahreszeit. Im Sommer sind wir fast nur draußen und widmen uns den unterschiedlichen Projekten, die wir haben. Ich bin viel im Garten und Michel macht was am Haus. So ein altes Haus ist einfach ein „way of life“, aber nach fast 20 Jahren haben wir nicht mehr so viel zu renovieren und was uns betrifft, darf unser Haus auch gerne ein bisschen Patina haben. Ansonsten sind wir viel in der Natur unterwegs, paddeln oder wandern. Morgens gehe ich raus, versorge die Tiere, hacke und hole Holz und mache den Kachelofen an. Michel kümmert sich um den Küchenofen. Es ist ganz wichtig, den Küchenofen nicht ausgehen zu lassen, denn dann wird es sofort kalt im Haus.“

„Im Herbst setze ich dann immer die Winterfenster ein. Ganz klassisch mit Moos dazwischen und Klebeband aus Papier“

Das heißt, Ihr heizt nur mit Holz, ohne Heizung?

„Ja, wir heizen nur mit Holz. Wir haben zwar auch eine Luftwärmepumpe, aber seitdem der Strom so teuer geworden ist, ist die nicht mehr an gewesen. Die Wärmepumpe war sowieso nur für die Übergangszeiten gedacht, also im Frühjahr und im Herbst und für nachts. Damit es morgens nicht so kalt im Haus ist. Aber man gewöhnt sich auch daran. Wir haben drei Öfen im Haus. Der Küchenofen und der Kachelofen brennen den ganzen Winter über. Den Kamineinsatz heizen wir nur, wenn es richtig kalt ist oder mal abends. Die Heizungen im Badezimmer und oben sind diesen Winter ausgeblieben und das hat auch gut funktioniert.“

Die schwedischen Winter sind lang und kalt – da dürfen die Feuer in den Öfen nicht erlöschen

 Was bedeutet es, den langen schwedischen Winter in einem alten Haus zu verbringen?

„Unser Haus ist nicht so gut isoliert, aber das macht uns nicht so viel aus. Viele Leute unterschätzen, wie viel Sauerstoff das Heizen mit Holz verbraucht. Das geht eigentlich nur gut, wenn hier und da ein bisschen Frischluft ins Haus kommt. Wir haben noch die ganz alten, einfach verglasten Fenster im Haus. Im Herbst setze ich dann immer die Winterfenster ein. Ganz klassisch mit Moos dazwischen und Klebeband aus Papier. Unser Wasser kommt aus dem eigenen Brunnen. Wir haben noch einen ganz alten, gegrabenen Brunnen. Der hat uns noch nie im Stich gelassen. Auch nicht bei großer Trockenheit. Allerdings versuchen wir dann, Wasser zu sparen. Es ist ganz gut zu erfahren, wie es ist, wenn Sachen wie Wärme, Strom und Wasser nicht ganz selbstverständlich sind.“


 

Sylvia Natrop hat ein Buch über ihr Leben in Schweden geschrieben: In „Geschichten aus Schlampenacker“ erzählt sie kleine Anekdoten, Geschichten und Gedanken aus ihrem schwedischen Alltag.

 

 

Fotos: Sylvia Natrop

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