Was für ein Fest: Wir haben Menschen aus Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden nach ihren liebsten Weihnachtstraditionen gefragt und sie haben uns verraten, was sie an nordischen Weihnachten ganz besonders lieben.
Schonmal von Julbord, Pakkeleg, Krumkaker oder Rosolli gehört? Sie gehören zu skandinavischen Weihnachten wie bei uns Plätzchen und der Weihnachtsbaum. Ob Norwegen, Dänemark, Finnland und Schweden – jedes Land im hohen Norden hat seine ganz eigenen, besonderen Weihnachtstraditionen. Wir wollten daher von Menschen, die dort wohnen, wissen, was sie am meisten an Weihnachten lieben und auf welche Traditionen sie nicht verzichten möchten.
„Es ist so schön, wenn in den norwegischen Bergen und Tälern alles so schön weihnachtlich leuchtet!“
Jennifer Stegk, Gausdal, Norwegen
„Das Schöne am skandinavischen Weihnachten sind die Lichter überall. Jedes Haus und auch gefühlt jeder Zaun, jede Fahnenstange und jedes Fenster wird mit vielen Lichterketten oder Sternen geschmückt. Das ist so wunderbar in der doch etwas dunkleren Jahreszeit. Und vor allem wenn man durch die norwegischen Berge und Täler fährt und dann alles so schön weihnachtlich leuchtet, kommt man sofort in Weihnachtsstimmung und fühlt die Wörter hygge und kos.
Traditioneller im älteren Sinne finde ich das Backen für Weihnachten gerade in Norwegen. Im November wird meist schon mit ‚de 7 slag til jul‘ begonnen, also sieben verschiedene Plätzchen beziehungsweise Gebäckstücke für das Weihnachtsfest. Mein Favorit von den sieben sind die Krumkaker mit Multekrem. Und ich finde es wunderbar, dass diese Tradition immer noch weitergeführt wird.“
Du möchtest wissen, wie Krumkaker mit Multekrem schmecken? Hier geht es zum Rezept!
„Das Lustigste am dänischen Weihnachten ist das ‚Pakkeleg‘“
Anne Mette Villemoes, Kopenhagen, Dänemark
„Eine meiner liebsten Dänischen Weihnachtstraditionen ist das ‚pakkeleg‘, ein Geschenkspiel. Pakkeleg spielt man am Ende des Weinachtsmittagessens, was übrigens eine weitere tolle Tradition ist. Jeder bringt ein paar eingepackte Päckchen mit, die auf den Tisch gelegt werden, an dem alle sitzen. Es geht dabei nicht um große Geschenke, eher um Kleinigkeiten, wie Schokolade, Socken, Gewürze oder auch Sachen, die eigentlich keiner haben will, wie hässliche Brillen oder ähnliches. Das Spiel geht so: Es gibt zwei Runden.
- Runde: Ein Würfel wird im Uhrzeigersinn weitergegeben und jeder darf einmal würfeln. Jedes Mal, wenn jemand eine sechs würfelt, darf er sich ein Geschenk aus der Mitte nehmen, es aber NICHT öffnen. Die erste Runde endet, wenn jeder ein Geschenk hat.
- Runde: Jetzt darf man ein Geschenk von einem der anderen Spieler am Tisch klauen, sobald man eine sechs würfelt. Dafür wird ein Timer gestellt mit unbekannter Minutenzahl – meistens zwischen sieben und zehn Minuten – und nur derjenige, der den Timer gestellt hat weiß, wie lange er läuft. Sobald die Zeit abgelaufen ist, darf jeder die Geschenke behalten, die er in dem Moment hat und darf sie aufmachen. Oft tauschen die Leute später dann die Geschenke. Das macht total Spaß und alle sind immer total mit dabei!“
„An Heiligabend gehen wir zum Friedhof – und in die Sauna“
Melinda Lindberg, Helsinki, Finnland
„Lucia am 13. Dezember ist und war schon immer eine der schönsten Traditionen für mich und meine Familie. Es ist ein wirklich großartiges Ereignis, wenn Lucia die Stufen von der Kathedrale zum Senaatintori, dem Senatsplatz, in Helsinki heruntersteigt und sich alle drumherum versammeln, um zuzuschauen. Am 24. Dezember bringen wir alle gemeinsam Kerzen zum Friedhof. Das ist vielleicht nicht so eine spaßige Sache, aber es ist die wichtigste Tradition. Ich habe mal unter meinen Freunden herumgefragt und alle fanden es die Tradition Nummer eins. Aber wir lieben auch den Saunagang am Weihnachtsmorgen, Glögg trinken, das Safransgebäck Lussekatter, Reisbrei und das traditionelle Weihnachtsessen julbord, mit all den Lieblingsgerichten wie Fisch, Leberpastete, dem Möhrenauflauf Porkkanalaatikko, und natürlich Rosolli, einem finnischen Salat mit Kartoffeln, Roter Beete und saurer Gurke.“
Du willst wissen, wie man Porkkanalaatikko, zubereitet? Hier geht es zum Rezept.
Und das Rezept für finnischen Rosolli gibt es hier.
„Wir feiern Weihnachten heute noch genauso, wie in meiner schwedischen Kindheit“
Nina Daniels, Stockholm, Schweden
„Zum Weihnachtsfest in meiner schwedischen Kindheit gehört bis heute, den Weihnachtstag am 24. Dezember mit einem Familienfrühstück zu beginnen. Eine Tradition ist, Reisbrei zu essen, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer sie findet, darf sich etwas wünschen. Anschließend geht es raus zu einem Winterspaziergang. Um drei Uhr nachmittags sammeln sich alle vor dem Fernseher, um die traditionelle Kinder-Weihnachtssendung mit Kalle Anka, Donald Duck, anzuschauen. Abends kommt dann der Weihnachtsmann mit einem Sack voller Geschenke – meistens ist es der Vater, Opa oder Onkel, der nur mal eben „Milch holen“ gegangen ist. Oft machen wir dann noch ein Spaziergang, fahren Schlitten und trinken anschließend heiße Schokolade am offenen Kamin.“
„Es gibt sehr viel Essen, Kerzen und Sterne“
Sari Sundström, Espoo, Finnland
„Das Wichtigste ist das Essen, das leckere finnische Weihnachtsessen. Leider kann ich keinen Weihnachtsbaum in der Wohnung haben, weil ich allergisch bin und einen Plastikbaum möchte ich nicht. Deshalb haben wir einfach viele Weihnachtslichter, Kerzen und Sterne. Am 24. Dezember wünschen wir gegen Mittag allen friedliche Weihnachten und verbringen viel Zeit mit der Familie. Für die kleineren Kinder kommt natürlich der Santa am Abend. Und am 27. fahren wir zu den Großeltern, weil die so weit weg wohnen.“
„Das üppige ‚Julbord‘ darf in der Vorweihnachtszeit auf keinen Fall fehlen“
Ina Dridriksson, Karlstad, Schweden
„Wenn die Luft wieder nach Plätzchen duftet und unser kleines Dorf mit leichtem Puderschnee bedeckt ist, steht Weihnachten schon vor der Tür und damit auch meine liebste schwedische Weihnachtstradition: das Julbord. Dieses üppige Buffet bestehend aus traditionellen und lokalen Speisen, wie dem ‚julskinka‘, dem Weihnachtsschinken, klassischen Köttbullar, Salzkartoffeln, verschiedenen Kohlsorten und frischem gebeizten Lachs, darf auf keinen Fall in der Vorweihnachtszeit fehlen. Auch wenn das gemütliche Zusammensein mit Kollegen, Freunden und der Familie in diesem Jahr häufig nur digital stattfinden kann, so werden diese herrlichen Gerichte zuhause in kleinem Kreise zubereitet und stimmen uns dennoch auf die Weihnachtszeit ein.“
Noch mehr zum schwedischen Weihnachtstraditionen findest du hier.
Fotos: Anton Darius; Hannah Thiel; Hert Niks; Kira auf der Heide; Matt Holmes; Nic Ward; Mira Kemppainen; Rich Jones; Jaakko Posti Visit Finland; Visit Finland; Nine Köpfer; Sharon McCutcheon