Der World Happiness Report hat Finnland nun zum sechsten Mal in Folge zum glücklichsten Land der Welt gekürt. Wie macht ein nordisches Land seine Bewohner so happy? Ein Blick in die finnische Hauptstadt Helsinki.
Ganze 5,5 Millionen Menschen wohnen in Helsinki, der Hauptstadt des glücklichsten Landes der Welt. Was hat eine Stadt, ein Land, dass die Menschen so glücklich sind, obgleich es viele Monate im Jahr dunkel und kalt ist? In Helsinki, der Hauptstadt Finnlands, gibt es ein riesiges Angebot an Kunst und Kultur, könnte das etwas damit zu tun haben?
Laut dem von der UN veröffentlichten aktuellen Bericht schneiden die Finnen in wichtigen Bereichen wie hoher Bildung, bezahlbarer Gesundheitsversorgung, sozialer Stabilität und positiver Work-Life-Balance sehr gut ab. Aber es sind nicht nur diese gesellschaftlichen Indikatoren, die sich darauf auswirken, wie die Finnen ihre Lebensqualität sehen – Kultur und Kunst haben mehr zu tun, als man auf den ersten Blick denken würde, davon ist zumindest Reetta Heiskanen, stellvertretende Kulturdirektorin der Stadt Helsinki, überzeugt: „Wir sehen eine lebendige Kulturszene, die für alle Bürger zugänglich und erschwinglich ist, als einen wichtigen Beitrag zum täglichen Glück“, sagt Heiskanen. „Und wir betrachten Kultur aus einem breiten Blickwinkel: von der Stadt- bis zur Saunakultur und von hochwertigen kulturellen Angeboten wie dem weltberühmten Helsinki Philharmonic Orchestra. Es ist eine vielfältige Mischung.“
„Wir sehen eine lebendige Kulturszene, die für alle Bürger zugänglich und erschwinglich ist, als einen wichtigen Beitrag zum täglichen Glück.“ Reetta Heiskanen
Tatsächlich sind kulturelle Veranstaltungen in Helsinki für jeden, unabhängig vom sozioökonomischen Status, konzipiert. So locken etwa das Helsinki Festival und das Flow Festival jeden August internationale Musikliebhaber und urbane Hipster nach Helsink, ebenso wie die Helsinki Biennale, ein visuelles Kunstfestival im Sommer (vom 12. Juni bis zum 17. September 2023). „In Helsinki gehört Kultur allen. Zum Beispiel hat jedes Kind aus Helsinki, das in den 2020er Jahren geboren wurde, im Kulturprogramm für Kinder eine kulturelle Institution als Gastgeber, über die die Kinder und ihre Familien einen persönlichen Kontakt zur Kunst erhalten“, erklärt Heiskanen.
Was Helsinki kulturell zu bieten hat, ist ein typisch nordischer Ansatz für Kunst und Kultur: Eine einzigartige städtische Kultur ist ein wichtiger Faktor für ein gutes Leben – und Kultur unterstützt auch das wirtschaftliche Wohlergehen und Wachstum. Kultur und Veranstaltungen machen Helsinki zu einer angenehmen, dynamischen und attraktiven Stadt. Statt langwieriger und umständlicher Genehmigungen oder Planungsphasen, sorgt die Stadtverwaltung flexibel dafür, dass Menschen und Unternehmen kleine und große Veranstaltungen planen und durchführen können.
Aber das kulturelle Angebot alleine ist es noch nicht, was die Finnen so glücklich macht. Denn was nützen interessante kulturelle Angebote, wenn die Menschen keine Zeit und Energie haben, sie zu genießen? Wenn man viele Stunden pro Tag arbeitet, ist das Sofa am Abend nicht zu verlockend? Die Antwort liegt in der offensichtlich gut gelungenen Work-Life-Balance in Finnland: In diesem Jahr belegte Helsinki den zweiten Platz im Forbes-Index für Work-Life-Balance in großen Städten weltweit. Die Finnen haben eine großzügige Anzahl bezahlter Urlaubstage und flexible Arbeitsvereinbarungen wie Hybrid- und Fernarbeit. „Es ist ein nordischer Traum vom guten Alltagsleben, das man in Helsinki erreichen kann“, erklärt Heiskanen. „Das bedeutet, dass man eine erfolgreiche Karriere aufbauen und trotzdem genug Zeit und Energie für ein blühendes persönliches Leben und kulturelle Erlebnisse haben kann. Eine lebhafte Kultur schafft eine attraktive Stadt, in die man sich leicht verlieben kann“, schließt Heiskanen. Und eine Stadt, die umgeben ist, von schönster, üppiger Natur und ruhigen Seen und Gewässern, bietet seinen Bewohnern die vielleicht perfekteste Mischung aus prallem City-Life, Kultur und entspannendem Naturerlebnis.
Fotos: Pricilla du Preez (2); Gian Cescon (1)