Interview: Bolia Design Award-Gewinnerin Emily Broom

Ein Teppich hat den Bolia Design Award 2020 gewonnen. Wir haben mit Designerin Emily Broom über ihre Ideen gesprochen und darüber, was dänisches Design und japanische Zen Gärten gemeinsam haben.

Jedes Jahr vergibt die dänische Designmarke Bolia den Bolia Design Award an Jungdesigner. Auf den ersten Platz wählte die Jury in diesem Jahr Emily Broom und ihren „Zen Rug“ Teppich. Die junge Designerin wurde in Australien geboren, lebt und arbeitet mittlerweile aber in Kopenhagen. Der skandinavische Stil ist in all ihren Entwürfen zu erkennen. Sie entwarf den Teppich während des Lockdowns in Folge des Corona-Virus, farblich orientiert er sich an Sand, Kieselsteinen, Moos und Wasser, die sowohl in den meisten Zen-Gärten als auch in der dänischen Natur zu finden sind.

Überzeugte die Bolia Jury: der Zen Rug von Emily Broom.
Überzeugte die Bolia Jury: der Zen Rug von Emily Broom.

 

Hejsson: Emily, was war deine Idee hinter dem Teppich, was hat dich inspiriert?

Emily Broom: Ich wollte mit dem Teppich eine erdende Basis und ein Gefühl der Ruhe in unserer täglichen Umgebung schaffen. Die Idee entstand während des Corona Lockdowns, als unsere normalen, schnell getakteten Leben auf den Kopf gestellt wurden und wir alle die Tage in unserem räumlich eher begrenzten Zuhause verbrachten. Durch das überwältigende Bedürfnis, sich sicher zu fühlen, Bodenhaftung und ein Gefühl der Ruhe in diesen unsicheren Zeiten zu bekommen, wurde uns die Bedeutung der Räume, in denen wir leben und die Dinge, mit denen wir uns umgeben, erst so richtig bewusst.

Der Teppich heißt „Zen“ – warum?

Die japanischen Steingärten, die „Zen“ Gärten, repräsentieren die verschiedenen, beruhigenden Elemente der Natur, in denen wir ein wenig einkehren oder meditieren können. Genau so  wurde die Zen Teppich Serie dafür gemacht, dass wir uns auf sicherem Grund in unserem Zuhause fühlen können und unser tägliches Leben durch einfache Formen und hochwertige, nachhaltigen Materialien bereichert wird.

Wie lange hat es gedauert, den Teppich zu entwerfen?

Der Design-Prozess ging eigentlich recht schnell, weil ich ungefähr wusste, wie die dynamischen Formen für den Teppich aussehen sollten und das gab die Richtung vor. Ich habe einige Zeit damit verbracht, mit den verschiedenen Entwürfen und Texturen zu experimentieren, bis ich etwas gefunden hatte, das ausgewogen und optisch ansprechend war und zudem auch noch bezahlbar und aus nachhaltigen Materialien. Die Weiterentwicklung des Teppichs wird von jetzt an ein fortlaufender Prozess mit Bolia sein und ich freue mich auf die zukünftigen fertigen Teppiche.

Was hat dir besonderen Spaß beim Teppich-Design gemacht?

Es ist eine herrliche Freiheit, einen Teppich zu entwerfen, bei dem du nur durch deine eigene Vorstellungskraft begrenzt bist: Es ist wie ein Kunstwerk zu erschaffen, dass seinen großen Auftritt aber auf dem Wohnzimmer-Fußboden hat. Für mich war das auch eine Möglichkeit spielerisch zu arbeiten, meine Hände zu benutzen und mit verschiedenen Formen zu experimentieren, ohne die Einschränkungen, die ich oft habe, wenn ich mehr technische Dinge entwerfe, wie einen Tisch oder Architekturprojekte. Aber natürlich musste ich trotzdem an einige wichtige Dinge denken wie Qualität, Langlebigkeit, Nachhaltigkeit und so weiter, aber mit einer viel größeren kreativen Freiheit.

Woher nimmst du die Inspirationen für deine Designs?  

Bei jedem Projekt möchte ich schöne Räume schaffen und Objekte, die nützlich und bedeutsam sind und mich herausfordern. Ich versuche jedes Mal die Dinge noch besser zu machen, einfühlsamer und nachhaltiger, damit sie unseren Alltag verbessern und hoffentlich mit uns alt werden. Ich beschäftige mich auch sehr viel mit einfachen Formen, hochwertigen Materialien und der Frage, wie es sich anfühlt. Das spielt normalerweise eine große Rolle während der Design-Prozesse und macht meine Arbeit irgendwie reichhaltiger. Wenn ich etwas entwerfe, dann kommen auch mehrere Einflüsse zusammen, sowohl von natürlichen als auch von konstruierten Umgebungen – das ist die Australierin und Londonerin in mir. Mich inspirieren aber auch die kleinen, alltäglichen Momente zu brauchbaren Designlösungen, die ein intuitives Leben perfekt unterstützen.

Du lebst und arbeitest in Kopenhagen: Was ist für dich „typisch“ skandinavisches Design?

Wenn ich an “typisches” skandinavisches Design denke, dann empfinde ich es als sehr ehrlich, charakterisiert durch simple Formen, gutes Handwerk, hochwertige Materialien und den Wunsch nach Zeitlosigkeit. Dadurch ist es sehr nachhaltig, solide, langlebig und hat eine raffinierte Ästhetik, die garantiert, dass es auch in 60 Jahren noch relevant ist.

Inwiefern beeinflusst skandinavisches Design deine Arbeit?

Ich betrachte meine Designs eigentlich als recht “international“, weil ich in Australien aufgewachsen bin und zehn Jahre in London gelebt habe, bevor ich nach Dänemark gezogen bin. Trotzdem sind die charakteristischen Merkmale skandinavischen Designs in meinen Arbeiten zu finden und dessen bin ich mir durchaus bewusst und ich bin wirklich stolz darauf.

 

Emily Broom Gewinnern der Bolia Design Awards
Emily Broom wuchs in Australien auf und verbrachte zehn Jahre in London, bevor sie sich in Dänemark niederließ. Seit ihrem Umzug nach Dänemark arbeitete Emily Broom mit renommierten Architektur- und Design Studios wie Space Copenhagen, Norm Architects und Dorte Mandrup an Projekten in Dänemark, Schweden, Deutschland, New York und England. Seit 2019 entwickelt sie mit ihrem multidisziplinären Kopenhagener Studio eigene Architektur-, Interior- sowie Styling- und Creative Direction-Projekte. Mehr Infos findet ihr HIER

 

 

Fotos: Bolia

 

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