Glögg, Pepparkakor und Kalle Anka – hier sind die besten Tipps von Einheimischen für ein schwedisches Weihnachten.
Bei schwedischen Weihnachten denken wir schnell an verschneite kleine Häuser und Weihnachtsessen in Bullerbü, an um üppig geschmückte Weihnachtsbäume tanzende Kinder und Schlittenfahrten nach der Bescherung. Aber zum schwedischen Weihnachtfest gehört noch viel mehr. Hier sind die wichtigsten schwedischen Bräuche und Tipps von Einheimischen, wie man in Schweden Weihnachten feiert.
„Ich beginne immer schon Mitte November mit Backen für den ‚Julafton‘“
Nilla Davidsson, Alingsås
Schwedisch Backen für Weihnachten
Die schwedische Weihnachtsbäckerei geht schon im November los: Pepparkakor, Lussekatter und Knäck, eine Art Karamellbonbon, duften dann durch die Häuser. „Ich beginne immer schon Mitte November mit Backen für den ‚Julafton‘“, sagt Nilla Davidsson aus Alingsås. „Ich liebe die gesamte Zeit vor Weihnachten, wenn man weihnachtliche Kuchen und Kekse backt, wie Pepparkakor und Lussebullar, aber auch die leckeren Weihnachtssüßigkeiten. Ich starte immer schon vorher, Mitte November, damit ich genügend Zeit habe, die Weihnachtsstimmung zu genießen bis zum großen Tag, dem 24. Dezember, der in Schweden ‚Julafton‘ heißt.“
Lust auf Pepparkakor? Hier geht es zum Rezept!
Du willst auch Lussebullar (Lussekatter) backen? Hier findest du das Rezept.
Lucia feiern am 13. Dezember
Das Fest der heiligen Lucia soll Licht in die längste Nacht des Jahres bringen. Auch wenn die eigentliche Wintersonnenwende auf einen anderen Tag fällt, wird Sankta Lucia dennoch im ganzen Land am 13. Dezember gefeiert. Alle schwedischen Mädchen träumen davon, einmal die Lucia zu sein: Mit einem weißen Kleid und einer Krone mit brennenden Kerzen auf dem Kopf, singend in den Saal zu schreiten, gefolgt von weiteren Mädchen in weißen Kleidern, Pfefferkuchenmännern, Tomtes und Sternenkindern. Dazu gibt es traditionelle Lieder, die an dem Tag durch Schulen, Kirchen und Konzertsäle klingen. Anschließend gibt es Pepparkakor und Lussekatter zu essen und einen ordentlichen Schluck Glögg für die Erwachsenen.
Dekoration: Lichterglanz in den Fenstern gegen die Dunkelheit
Wer zur Weihnachtszeit durch Schweden fährt, wird in fast allen Fenstern weihnachtliche Lichter sehen. Es scheint, als dekorieren die Menschen ihre Wohnungen und Häuser nicht nur innen, für sich selbst, sondern wollen auch ein wenig weihnachtliche Stimmung nach draußen in die Dunkelheit schicken: In den Fenstern strahlen daher beleuchtete Sterne in allen Größen und Farben, dazu kommen jede Menge „Ljusstake“, eine Art Lichterständer mit treppenförmig angeordneten Kerzen oder Lichtern. In vielen Wohnungen oder Häusern gibt es extra dafür kleine Steckdosen im Fensterrahmen oder an der Decke, damit nicht lästige Kabel durch die Gegend baumeln. Gesellschaft bekommen die Lichter durch Papiersterne, den „Julbock“, ein Ziegenbock aus Stroh oder auch getrocknete Orangenscheiben, die in den Fenstern hängen.
„Nur wenn es ‚Pepparkakor med Blåmögelost‘ gibt, ist es ein richtiges Weihnachten“
Eva Mae Ritter, Småland
Julbord: Das großen Festessen
Das weihnachtliche Essen in Schweden ist nicht nur besonders üppig, sondern findet auch gleich mehrmals in der Vorweihnachtszeit statt: Es gibt Julbord (jul = Weihnachten, bord = Tisch) mit Freunden, Julbord mit Kollegen, Julbord mit dem Sportverein und Jubord mit der Familie. Das ausladende Buffet besteht aus traditionellen Speisen, wie dem ‚Julskinka‘, dem Weihnachtsschinken. Dieser ist oft fast so groß wie ein Fußball und wird erst mariniert und dann im Ofen gebacken. Dazu gibt es Köttbullar, gekochte Kartoffeln, Knäckebrot und Salate, etwa aus Grünkohl. Auch frisch gebeizter Lachs oder eingelegter Hering wird aufgetischt, genauso wie Julkorv (Weihnachtswurst) und unbedingt auch „Jansons Frestelse“ eine Art Kartoffelgratin mit Sardellen. Dazu trinkt man Glögg, Schnaps oder Julmust, eine Art Limonade, die aussieht wie Cola, aber süß-würziger schmeckt. „Unsere Lieblingstradition in der Vorweihnachtszeit in Schweden ist es, Glögg zu trinken und dazu ‚Pepparkakor med Blåmögelost‘ – Pfefferkuchen mit Blauschimmelkäse – zu essen“ erzählt Eva Mae Ritter „nur damit ist es ein richtiges Weihnachten.“
„Ich liebe ‚Kalle Ankas Jul‘“
Anja Johansson, Umeå, Schweden
Der große Weihnachtstag: Julafton
Der Abend vor Heiligabend hat einen eigenen Namen: Uppesittarkväll. Es wird gekocht, dekoriert, Geschenke eingepackt. Am 24. Dezember, dem Julafton, trifft man sich spätestens um 15 Uhr nachmittags mit der Familie vor dem Fernseher. „Eine Tradition die ich liebe und die von allen Verwandten jeden Alters geschätzt wird ist ‚Kalle Ankas jul‘, eine Zeichentricksendung, die jedes Jahr am Nachmittag vom Heiligabend hier in Schweden im Fernsehen läuft,“ erzählt Anja Johansson aus Umeå. Die Disney-Sendung rund um Donald Duck (schwed. Kalle Anka) und seine Freunde läuft bereits seit den 1960er Jahren und hat jedes Jahr wieder mit die höchsten Einschaltquoten des Jahres. „Es ist so gemütlich, zusammen im Wohnzimmer zu sitzen, Glögg zu trinken und Pepparkakor zu essen, während man die kleinen Disney Filmchen anschaut, die man schon so oft zuvor gesehen hat, aber die man trotzdem jedes Jahr wieder toll findet,“ erzählt Anja.
Abends kommt der Weihnachtsmann, der Jultomte, in viele Familien und bringt den Kindern Geschenke. Vor allem aber trifft man sich zu einem weiteren großen Julbord, zum gemeinsamen Essen und Schlemmen. Als Dessert gibt es traditionell „Risgrynsgröt“, einen süßen Milchreis, in dem eine Mandel versteckt ist. Wer sie findet, darf sich etwas wünschen.
Zuende ist das schwedische Weihnachten übrigens spätestens am 13. Januar. Genau 20 Tage nach Weihnachten wird an diesem Tag, dem St.-Knuts-Tag (schwedisch „Tjugondag Knut“), der Weihnachtsbaum aus dem Haus getragen und die Deko abgehängt. Bis sie im nächsten Jahr wieder glitzern darf.
Und wie Weihnachten in Finnland, Norwegen und Dänemark gefeiert wird, findest du hier!
Fotos: Asaf Kliger/Fredrik Schlyter/Göran Assner/Hans Strand/Helena Wahlman/Ola Ericson/OTW/Ulf Lundin/Per Pixel Peterson/imagebank.sweden.se